Ein Jahr „Himmel über Minden"
Spendeneingang übertrifft Erwartungen
Noch mindestens eine Million Euro wird benötigt –
Baubeginn 2. Halbjahr 2021
Nach einem Jahr zieht die Spendenkampagne „Himmel über Minden“ für die Sanierung von Turm und Kirche von St. Marien eine positive Zwischenbilanz: Mit einem Spendeneingang von über 325.000 Euro seien die Erwartungen übertroffen worden, sagte Pfarrer Frieder Küppers von der Evangelisch-Lutherischen St.-Marien-Kirchengemeinde Minden: „800 private Spenden zeigen die Bedeutung der Marienkirche für die Bürger und auch ehemalige Mindener, die sich der Stadt weiter verbunden fühlen.“ Sehr gefreut habe man sich auch über die Förderzusagen von Bund und Land in Millionen-Höhe, so Küppers. Die Gemeinde muss aber mindestens noch eine weitere Million Euro für das auf vier Jahre angelegte Sanierungsprojekt aufbringen.
Insgesamt werden für die Sanierung von Turm, Kirchenschiff und Außenbereich der fast 1.000 Jahre alten Marienkirche Kosten von rund 3,6 Millionen Euro veranschlagt – die Hälfte davon übernimmt der Bund. Ob die im März 2020 vom Land zugesagten Mittel von 482.000 Euro auf die Bundesförderung angerechnet werden oder dem Projekt extra zugutekommen, ist noch nicht geklärt. Also muss die Gemeinde noch zwischen einer Million und 1,5 Millionen Euro sammeln.
Inzwischen zeichnet sich laut Küppers ein Beginn der Baumaßnahmen am Kirchturm, dem ersten Bauabschnitt, für das zweite Halbjahr 2021 ab. Weil mit der Bundesrepublik Deutschland und dem Land Nordrhein-Westfalen nun zwei staatliche Förderer beteiligt sind, sind zusätzliche Stellen zu beteiligen und die Gewerke müssen europaweit ausgeschrieben werden.
Tiemann: Marienkirchturm steht für Miteinander von Stadt und Kirche
Der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Minden, Jürgen Tiemann, betonte die Bedeutung des Spenden- und Sanierungsprojekts für die ganze evangelische Kirche im Mindener Land: „Seit fast 1.000 Jahren ist St. Marien ein spiritueller Ort im Herzen der Stadt, seit fast 500 Jahren wird hier evangelisch gepredigt. Diese Stätte des Gebets, der Kultur und der gelebten Nächstenliebe wollen wir gemeinsam mit den Menschen erhalten.“
Der Turm von St. Marien sei mehr als „nur“ ein Kirchturm, hob Tiemann hervor. Er stehe seit Jahrhunderten für das Miteinander von Stadt und Kirche. Bischof, Adel und Stadt hätten laut Historikern die Vollendung dieses Turms gemeinsam erst ermöglicht. Diese Tradition des Miteinanders sei in Minden auch heute spürbar, wenn es darum gehe, Turm und Kirche für die kommenden Generationen zu sichern, so der Superintendent.
Jäcke dankt Bürgern und appelliert für weitere Unterstützung
Mindens Bürgermeister Michael Jäcke äußerte sich als Schirmherr von „Himmel über Minden“ erfreut und dankbar, dass in einem Jahr so viele Spenden zusammengekommen seien und auch Bund und Land dieses Projekt maßgeblich unterstützten. „Ich hoffe, dass sich im Jahr 2 dieser Aktion weitere Bürgerinnen und Bürger Mindens finden, die das Projekt mit kleinen und größeren Summen unterstützen wollen“, appellierte Jäcke.
Der Marienkirchturm sei für Minden wichtig, weil er zu einer der ältesten Kirchen der Stadt gehöre, die Silhouette der Altstadt präge und in seiner herausragenden Lage weithin sichtbar sei, unterstrich der Bürgermeister. Jäcke begrüßte, dass außerhalb des Sanierungsprojektes auch der Platz zwischen der Kirche und dem Gemeindezentrum Marienstift „belebt und zu einem Treffpunkt in der Oberen Altstadt werden soll“.
Küppers hofft auf Unterstützung durch Firmen und Unternehmer
Auch während der Corona-Krise sei der Spendenfluss nicht versiegt, betonte Pfarrer Küppers als Vorsitzender des Bauvereins St. Marienkirche. Seit Anfang des Jahres wirbt Himmel über Minden auch um Spenden aus Anlass besonderer Ereignisse im Leben wie runde Geburtstage, Ehejubiläen oder auch Trauerfälle. Die Namen von Spendern sollen später auf Wunsch in geeigneter Weise auf einer Tafel genannt werden.
Wenn sich das Wirtschaftsleben normalisiere, sollen auch gezielt wieder Mindener Firmen und Unternehmer auf eine Unterstützung angesprochen werden. Für besonders großzügige Unterstützung bietet die Gemeinde Spendern einen Motivstein in einer Wappengalerie am Kirchturm an, wo sich bereits das Wappen des Grafen von Leteln aus dem 15. Jahrhundert – ein Fischotter – befindet.
Hintergrund:
Eine sieben Kilo schwere Steinplatte war Ende 2016 vom Turm der Mindener St. Marienkirche auf den Kirchplatz gefallen. Der Absturz aus 40 Metern Höhe, bei dem niemand zu Schaden kam, war ein Warnsignal, dass der über 750 Jahre alte Turm gefährdet ist und die lang notwendige Restaurierung nun dringend durchgeführt werden muss.
Aus der ursprünglich angedachten reinen Turmrestaurierung ist ein umfassendes Sanierungsprojekt für St. Marien geworden, das 2021/22 beginnt. Nach dem Turm wird das Kirchenschiff saniert und renoviert, der Kirchraum umgestaltet. Schließlich soll der Außenbereich nördlich und südlich der Kirche mit den Mauern und Treppen neugestaltet werden.
Außerhalb des von Bund und Land geförderten Projektes finanziert werden sollen die Einrichtung eines Kolumbariums (Begräbnisplatz für Urnen) im Kirchturm sowie die Umgestaltung des Kirchplatzes mit dem ehemaligen Kreuzgang zu einem Ort der Begegnung und Ruhe – für Letzteres ist an Mittel aus der Städtebauförderung gedacht.
Die Spendenkampagne „Himmel über Minden“ wurde am 30. Mai 2019 (Himmelfahrt) eröffnet. Der Bauverein St. Marienkirche nimmt die Spenden entgegen und lässt sie der St. Marien-Gemeinde für die Baumaßnahme zufließen. Spenden in jeder Höhe sind willkommen.
Für Rückfragen: Thomas Krüger, Öffentlichkeitsbeauftragter „Himmel über Minden“, 0173/7250325, krueger@himmel-ueber-minden.de